Thorsten Kiefer

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*25. November 1970, Pforzheim

 

Thorsten wurde die Musik – so quasi – in die Wiege gelegt!
Die Leidenschaften seiner Eltern waren Trompete, Horn und Klavier. Thorstens Brüder haben neben dem Klavier auch die Gitarre als Instrument für sich entdeckt. Dass Musik jung hält, beweist sein Onkel eindrucksvoll, der mit fast 80 Jahren immer noch aktiver Jazzmusiker an verschiedenen Instrumenten ist. Somit war schnell klar: Auch der „Kleine“ soll ein Instrument lernen. Thorstens erste musikalische Gehversuche begannen – ganz klassisch – an der Blockflöte. Mit 6 Jahren wechselte er zum Klavier. Seinerzeit hatte er einen recht jungen Lehrer, der ihn auch Stücke wie z.B. “Rock around the clock“ oder „Djingis Khan“ spielen ließ – „das war damals echt hip“ (kann ich nur bestätigen – Anm. Sonja)!

Nach 2 Jahren wählte Thorsten eben solches Liedgut für die „Aufnahmeprüfung“ bei einem Professor der Musik a.D., der darüber nicht schlecht staunte, da diese Stücke wohl nicht unbedingt dessen Stil entsprachen. Thorsten wurde aber trotzdem aufgenommen. Es folgten einige Jahre klassischen Klavierunterrichts. Während dieser Zeit „durfte“ sich Thorsten an all den großen Meistern versuchen (Bach, Beethoven, Mozart, Schubert „und wer auch immer“).

Den ersten Kontakt mit Synthesizern hatte Thorsten ca. 1984, als ein sehr engagierter Musikpädagoge einen Roland Juno 60 mit in den Unterricht brachte. Wie er selbst sagt, war „das faszinierendste, was diese riesige Kiste von sich gab, ein Hubschrauber ähnlicher Sound – Wow! Wer heute noch so ein Stück besitzt, darf sich glücklich schätzen und wenn ich damals gewusst hätte, was diese Teile einmal wert sein werden, hätte ich bestimmt mein Sparbuch geplündert um es ihm abzukaufen – aber das ist ein anderes Thema…“.

Einige von Thorstens Freunden begannen zu dieser Zeit, Gitarre zu spielen und er dachte sich dann: „Hey, das ist cool, das will ich auch“. Also bekniete er seine Eltern und sein Bruder, der gerade sein Gitarren-Studium absolviert hatte, erklärte sich bereit, ihn zu unterrichten. Weihnachten 1984 war es dann soweit: Unter dem Baum lag – ein Gitarrenkoffer! In freudiger Erwartung öffnete Thorsten den Koffer … aber – oh NEIN!!! Eine Klassik-Gitarre… Erwartet hatte er, wie er weiter erzählt, „eine Stratocaster, wie bei Jimmy Hendrix; eine Les Paul wie bei Jimmy Page oder wenigstens eine Flying V wie bei Rudolf Schenker – vom Regen in die Traufe…“.

In den folgenden Sommerferien arbeitete Thorsten dann 4 Wochen bei glühender Hitze auf dem Bau um sich seine erste E-Gitarre zusammen zu sparen. Gereicht hat es schlussendlich dann für eine Strat-Kopie und einen Transistor Verstärker. Wie er selbst gesteht hatte er „echt keine Ahnung von gar nichts“, denn er wollte „einfach nur Rock spielen, am liebsten Hard Rock wie Iron Maiden, Saxon oder Judas Priest – British Steel eben und wer sich ein bisschen auskennt weiß – das geht nicht mit so einem Verstärker.“ Thorsten weiter: „Der hat wirklich NIE gezerrt, dafür hatte er einen Flanger mit an Bord – super für Funk!“ „Glücklicherweise“, wie er heute selbst sagt, beendete kurze Zeit später ein Unfall im Religionsunterricht („andere Geschichte“), bei dem er sich einen Finger der linken Hand brach, seine Gitarren-Karriere.

Als Thorstens Freunde 1986 die Band Dirty Livin gründeten wurde er gefragt, ob er als Keyboarder mit einsteigen wolle, da er doch Klavier spielen könne. So stand er dann am nächsten Wochenende in einem Proberaum, vollgepackt mit den Keyboards einer anderen Band. Der Kollege war so freundlich, seine Geräte zur Verfügung zu stellen („für Insider… eine KORG CX-3, ein Korg Poly 61 und ein Roland JX-8P“). Auf Thorstens Frage, ob jemand Noten hätte von dem Stück, das gespielt werden sollte, bekam er lediglich zur Antwort: „A-Moll – G-Dur – F-Dur… und los geht’s“ – so viel zum Thema „klassischer Klavier-Unterricht“…

Mitglied einer Band zu sein fand Thorsten „echt klasse“ und so fing er quasi noch mal von vorne an, kaufte einen günstigen Synthesizer („man darf es kaum sagen – Casio CZ-5000“) und hat sich das ganze „Vokabular“ so nach und nach selbst beigebracht. Diese Schülerband war gar nicht mal so erfolglos und spielte so ziemlich auf jedem Schulfest in der Gegend, gewann ein Nachwuchsfestival und hatte sogar einen eigenen Song, live im Radio…

1988/89 stieg Thorsten bei einer Rock-Band namens SIXX als Keyboarder ein („ja, wie der Fernsehsender, der 20 Jahre später unseren Namen…, egal“). Es handelte sich dabei um das Überbleibsel einer Band von Trixie Delgado, die es zu Masterboy gezogen hatte. Die Musiker waren allesamt ältere, erfahrene Musiker und Thorsten, mit seinen 18 Jahren, der „Jungspund“. Zum Repertoire der Band gehörten Songs von Toto, Journey, Manfred Man’s Earthband und vielen anderen aber auch viele eigene Songs. Der große Erfolg war SIXX zwar nicht vergönnt, trotzdem hat Thorsten, wie er augenzwinkernd sagt, „in der Zeit bis 1996 wirklich viel gelernt: Wie man eine Anlage verkabelt, einen Mischpult einstellt, Songs schreibt, ein Demo produziert oder einfach nur Bier aus dem Kühlschrank holt…“.

Zumindest an ein Konzert kann er sich auch heute noch gut erinnern – SIXX stand damals als Vorgruppe von Fools Garden auf der Bühne, kurz vor deren riesigem „Lemon Tree“-Erfolg!

Thorsten gefiel das Leben als Musiker so gut, dass er seine Zeit lieber im Proberaum statt in der Schule verbrachte („nicht zur Nachahmung zu empfehlen“) und sein Abitur quasi dem einen oder anderen selbst geschrieben Song zum Opfer fiel. Thorstens Eltern, die ihn uneingeschränkt bei all seinen musikalischen Vorhaben unterstützten, drängten allerdings darauf, dass er wenigstens etwas „Rechtes“ lernen sollte und so absolvierte er eine kaufmännische Ausbildung, in der Werbeabteilung eines großen Versandhauses – für ihn „ein Traumjob“…

Dabei wäre es vielleicht auch geblieben, wenn ihm nicht ein guter Freund angeboten hätte, seinen Klavier-Unterricht zu übernehmen, den dieser bei einer örtlichen Musikschule gab. Also wagte Thorsten 1995 den Sprung ins kalte Wasser und hat es „bis heute noch nicht einen Tag lang bereut“. 1999 gründete er seine eigene Musikschule (mit integriertem Studio) in der er Keyboard, Klavier, Gitarre und E-Bass unterrichtet. Außerdem bietet Thorsten Seminare für Recording-Praxis und technischen Support für Musikgeschäfte und Tonstudios an.

Im Jahr 1997 kam er mehr durch Zufall zum E-Bass. Ein Freund und damaliger Mitbewohner war Bassist in mehreren Bands. Thorsten erzählt: „Und wie es immer so kommt, wenn man auf mehreren Hochzeiten tanzt… er hatte zwei Gigs an einem Tag und brauchte dringend einen Ersatz. Also fragte er mich, ob ich ihm aushelfen könnte. Auf meinen Einwand – ich sei doch Keyboarder und hätte ja noch nicht mal einen Bass – antwortete er, dass das nicht allzu schwierig sei, ich bekäme das schon hin und den Bass wolle er mir gerne ausleihen… Ich stand schon immer auf Herausforderungen und so sagte ich ihm die Aushilfe zu. Erst danach fragte ich, wann denn der Gig eigentlich sei und wie viel Titel das denn wohl wären – die Antwort: ‚ach, erst in 4 Wochen und so um die 35 Titel…‘ da hatte ich meine Herausforderung!!!“

In den kommenden 4 Wochen übte er sich die Finger blutig und – spielte den Gig! Damit war seine Liebe zum Bassspielen erwacht, der er in den kommenden 12 Jahren leidenschaftlich nachging. Seine Keyboards wanderten ins Studio und in die Musikschule und bis auf einige Duo-Konzerte, mit Gesang und Klavier, war er eigentlich nur noch mit dem Bass auf der Bühne anzutreffen.

Thorsten war aber auch „gegenüber der Bühne“ sehr aktiv und war 1998, als Live-Mixer, mit der NDW-Band Knutschfleck international unterwegs und auf Tourneen u.a. auch tätig für: Peter Schilling, Hubert Kah, Markus, Frl. Menke, Peter Huberts („ein bisschen Name-Droping muss sein“.)

Bis 2009 war Thorsten als Bassist mit verschiedenen Bands on Tour, überwiegend mit einer Unplugged-Band namens B-Side, die bekannte und weniger bekannte Pop- und Rocksongs mit Akkordeon, Akustik-Gitarre, Bass und kleinem Schlagzeug arrangierte.

Nach der Auflösung der Band B-Side kam bei den meisten Beteiligten der Wunsch auf, doch mal wieder etwas mehr „Dampf“ zu machen. Da der Gitarrist jedoch aufhören wollte, bekam Thorsten kurzerhand die E-Gitarre umgehängt. So erfüllte sich für ihn in 2009 also doch noch ein Kindheitstraum und er begann, mit fast 40 Jahren, noch einmal ein neues Instrument zu lernen – „Stichwort: Herausforderung“. „Okay“, so Thorsten weiter, „diesmal den richtigen Verstärker gekauft, wirklich wie doof geübt“ und so steht er nun seit 2010 mit der 70er-Glitter & Disco-Band Yvolution, als Gitarrist, auf der Bühne.

An Piano und Gesang kann Thorsten seit 2012 derjenige erleben, der sich für Lesing interessiert, einer Kleinkunst-Gruppe, bei der Lesung und Musik gleichberechtigt zusammen finden.

2013 entwickelte Thorsten, zusammen mit einem befreundeten Sänger, die Idee, die Musik der 80er – also aus der Jugendzeit der beiden Musiker – wieder aufleben zu lassen und die Band HUMAN zu gründen, bei der auch der jetzige Fools Garden Drummer Jan Hees mit von der Partie ist. Performed werden z.B. Songs von bekannten und beliebten Bands und Musikern wie: Depeche Mode, Ultravox, Tears For Fears, Billy Idol u.v.m. Da im Umfeld der Band definitiv ein Überschuss an Gitarristen jedoch ein Mangel an Keyboardern herrschte, kam es, dass Thorsten seit 2014, fast 20 Jahre nach seinem letzten Konzert als Keyboarder, nun wieder als eben solcher hinter den Tasten auf der Bühne steht. Thorstens Resümee: „Welcome home!“

„Home“ ist jedoch gleichzeitig nicht nur ein wunderschöner Song von Fools Garden sondern liefert auch das Stichwort für das, was Thorsten und Fools Garden seit Anfang 2015 verbindet: Das Keyboard kam zur Band zurück und mit ihm kam Thorsten Kiefer!

Und somit auch an dieser Stelle: Welcome „Home“, Thorsten!

 

Quelle:
Mit freundlicher Unterstützung von Thorsten Kiefer